Ein Mensch ist erst vergessen,
wenn sein Name vergessen ist
Leitmotiv
des Stolperstein-Initiators
Gunter Demnig

Rotenburger Anstalten

(Niedersachsen, Rotenburg/Wümme; heute: Rotenburger Werke)
Die Geschichte der Rotenburger Werke spiegelt exemplarisch die Entwicklung der Behindertenhilfe in Deutschland seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert wider. Bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts kommt es zu rasanten und teilweise sehr fortschrittlichen Entwicklungen in der Behindertenarbeit. Die NS-Ideologie zur "Vernichtung lebensunwerten Lebens" führt dann zum Mord an 200.000 Menschen mit Behinderung. Allein 547 Frauen und Männer aus den Rotenburger Werken, die damals Rotenburger Anstalten hießen, werden Opfer dieser systematischen Tötungen.

Kurz nach der Machtergreifung Hitlers wird am 14. Juli 1933 das "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" (GzVeN) verkündet, das auch die Zwangssterilisation mit vorsieht. In den Rotenburger Anstalten wurde , ebenso wie in der Inneren Mission insgesamt, die Verkopplung von Eugenik und Rassismus nicht gesehen. Es wurde nicht bemerkt, dass das Sterilisationsgesetz nur ein erster Schritt der Nationalsozialisten auf dem Weg zum Programm der "Vernichtung lebensunwerten Lebens" war. Bis 1945 wurden 335 Bewohnerinnen und Bewohner der Rotenburger Anstalten zwangssterilisiert; ein Mädchen von 13 Jahren und eine Frau sterben an den Folgen.

Die Rotenburger Anstalten führen das GzVeN in einer Weise durch, die nicht durch reine Gesetzestreue zu erklären ist, sondern die auf überzeugte Unterstützung der staatlichen Maßnahmen schließen lässt.

Vor dem sich anschließenden Angriff auf das Leben der Bewohnerinnen und Bewohner durch die "Euthanasie"-Aktionen kann die Einrichtung keinen Schutz mehr gewähren.

Zwischen 1940 und 1945 wurden 547 der hier lebenden Menschen in den Tötungseinrichtungen des nationalsozialistischen Regimes umgebracht. Von weiteren 50 Menschen blieb das Schicksal bislang ungeklärt.

 

Zu Beginn der 1990er Jahre haben die Rotenburger Werke haben damit begonnen, die eigene Geschichte aufzuarbeiten und daran immer wieder zu erinnern.

Mit Gedenktafeln im Eingangsbereich, einem Namensbuch in der Kirche zum Guten Hirten, einem Mahnmal auf dem Friedhof, mit Stolpersteinen und mit einem jährlichen öffentlichen Gedenken am Jahrestag der Befreiung von Auschwitz wird die Erinnerungsarbeit bis heute fortgesetzt.

 

Verweise und Links

Website des Unternehmens Rotenburger Werke

 

Mit freundlicher Unterstützung von