Ein Mensch ist erst vergessen,
wenn sein Name vergessen ist
Leitmotiv
des Stolperstein-Initiators
Gunter Demnig

Frieda Freudenstein
(geb. Frenkel)

* 18641942

Harsefelder Straße 2, Stade

Hier wohnte
Frieda
Freudenstein

Geb. Frenkel
JG. 1864
Heimatort 1940 verlassen
Deportiert 1942
Theresienstadt
Ermordet 1942 in
Treblinka

Biografische Informationen

Frieda Freudenstein wird am 1.Juni 1864 in Varenholz (Nordrhein-Westfalen) geboren[1].

Die Familie Frenkel gehörte zu einer der kleinen jüdischen Gemeinden im Wesertal zwischen Vlotho und Lemgo. Frieda Frenkels Vater, Levi(n) Frenkel war Vorsteher der örtlichen Synagoge und pflegte als Viehhändler weitreichende Geschäftsbeziehungen.

Friedas Schwester Johanne war bereits nach Stade gezogen und hatte dort den Geschäftsmann David Jacobson geheiratet.

Nach dem Tod der Schwester übernimmt Frieda Frenkel die Erziehung der vier unmündigen Kinder, darunter auch Ernst Ludwig Jacobson, der später als Ernst Harthern (Pseudonym Niels Hoyer) als Schriftsteller und Kulturvermittler zwischen Deutschland und Skandinavien bekannt wurde.

Sie heiratet den Kaufmann Louis Freundenstein, der zunächst Prokurist und ab 1904 Inhaber der Firma "J. Jacobson Nachfolger" im Haus Bungestraße 14 ist. Das Ehepaar ist Teil der kleinen jüdischen Minderheit in Stade.

Grabstein von Louis Freudenstein auf dem jüdischen Friedhof zu Stade.
Eine Gedenkinschrift für Frieda Freudenstein später von deren Tochter hinzugefügt.

Die Produktenhandlung Jacobsohn war nach 1850 ein bedeutendes Unternehmen gewesen, dann aber nach Lüneburg bzw. Hannover verlegt worden; nur eine Filiale blieb in Stade. Das kleine Geschäft ist in der Weimarer Republik wirtschaftlich nicht mehr sehr erfolgreich.
Der Inhaber Louis Freudenstein genießt dennoch in Stade ein hohes Ansehen und wird 1919 in die Gemeindevertretung gewählt.

Nach seinem Tod 1924 führt die Witwe Frieda Freudenstein das Geschäft noch einige Jahre weiter. 1933 zieht sie in eine Dachgeschosswohnung in der Harsefelder Straße 2 (heute Nr. 4) und muss dort spätestens ab 1938 immer wieder Repressionen und Zwangsmaßnahmen durch die Nationalsozialisten erdulden.
In der Nacht des Novemberpgroms von 1938 stehen SA-Leute erstmals vor ihrem Haus, können aber vom Eindringen abgehalten werden. Etwa ab 1939 wird die Witwe in regelmäßgen Abständen von der SA aufgesucht. Bereits bei der ersten Hausdurchsuchung werden werden ihr Schmuck, Silber und weitere Wertgegenstände abgenommen. Schließlich lässt man ihr nur noch eine geringe Menge Bargeld und kaum mehr Kleidung, als sie am Körper trägt[2]

1940 wird sie zur Umsiedlung nach Hamburg gezwungen und von dort am 15. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. Aus Theresienstadt wird sie, bereits 78jährig, nach Treblinka deportiert und dort am 26.September 1942 ermordet.

Ältere Stader haben sich noch lange an die gutmütige und hilfsbereite Witwe Freudenstein erinnert. Solange sie dazu in der Lage war, hatte sie ärmere Einwohner zu sich nach Hause eingeladen.

Die in der Schweiz überlebende Tochter Thea Schlesinger lässt auf dem wieder aufgestellten Grabstein ihres Vaters auf dem Jüdischen Friedhof eine Inschrift zur Erinnerung ans das Schicksal ihrer Mutter anbringen.

 

  • [1] vgl.: Bundesarchiv, "Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945" Eintrag zu Frieda Freudenstein
  • [2] vgl. Jürgen Bohmbach, "Zur Geschichte der Juden in Stade", Stade 1992, S.56

Der Stolperstein für Frieda Freudenstein, geb. Frenkel

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